Abschied vom Slesvighus

07.12.2015

Stadt wird Vertrag für die Interimsspielstätte des Landestheaters nicht verlängern. Dafür soll die „Heimat“ schnellstmöglich umgebaut werden.
Das Slesvighus hat als Interimsspielstätte für das Landestheater wohl spätestens im Sommer 2017 ausgedient. Die eigentlich für heute Abend geplante Sondersitzung der Ratsversammlung zur Vertragsverlängerung wurde gestern kurzfristig abgesagt, nachdem klar war, dass die Beschlussvorlage von Bürgermeister Arthur Christiansen keine Mehrheit finden würde. Die Politik wollte den im Vertragsentwurf ausgehandelten Baukostenzuschuss von 1,2 Millionen Euro nicht akzeptieren. Den hätte die Stadt neben der Miete an den dänischen Kulturverein Sydslesvigsk Forening (SSF) zahlen sollen, damit dieser seine Räume im Slesvighus ausbauen kann (wir berichteten).

Christiansen wollte sich gestern mit Verweis auf ein für heute Abend gemeinsam mit den Fraktionschefs und Generalintendant Peter Griesebach angesetztes Pressegespräch nicht äußern. Und auch die Parteivertreter gaben sich zugeknöpft. „Wir sind gemeinsam der Auffassung, dass es sinnvoller wäre, das Geld in die ‚Heimat‘ zu stecken“, erklärte CDU-Fraktionschef Holger Ley auf Nachfrage lediglich. Stephan Dose sprach von „sehr intensiven Gesprächen“ und einem „guten Ergebnis“.

Alle verantwortlichen Akteure hatten am Wochenende eine gemeinsame Marschroute festgelegt. Demnach will man versuchen, das künftige multifunktionale Kulturhaus auf der Freiheit so herzurichten, dass das Landestheater dort möglichst schon ab der Saison 2017/2018 seinen Spielbetrieb aufnehmen kann. Dies hat der Bürgermeister dem SSF-Generalsekretär Jens A. Christiansen bereits schriftlich mitgeteilt. „Ich glaube, dass es richtig und fachlich eine gute und gemeinsam getragene Entscheidung ist, alle finanziellen Kräfte zu bündeln, um auf der Freiheit die Voraussetzungen für das Landestheater zu schaffen“, heißt es in dem Schreiben, das auch von den Fraktionschefs von SPD, CDU, SSW und Grünen unterzeichnet wurde und das den SN vorliegt. Weiter heißt es: „In Bezug auf unser Vertragsverhältnis bedeutet dieses, dass mit Ende der Spielzeit 2016/2017 das Landestheater Slesvighus verlassen wird und der SSF dann endlich wieder seine eigenen Räumlichkeiten nutzen kann, ohne aufwändig ausbauen zu müssen.“ Der SSF stellt das Slesvighus seit 2012, nachdem das Stadttheater im Lollfuß wegen Einsturzgefahr gesperrt werden musste, als Übergangsspielstätte zur Verfügung.

Die entscheidende Frage lautet nun, ob die „Heimat“ rechtzeitig so umgebaut werden kann, dass sie den Ansprüchen des Landestheaters genügt. Das Zeitfenster ist relativ klein, wenn man bedenkt, dass das kommende Jahr für die Planung draufgehen dürfte. Den Kauf des Gebäudes durch die Stadtwerke für eine Million Euro soll die Ratsversammlung am 14. Dezember absegnen. Was der Umbau kosten wird, ist noch unklar.

Generalintendant Grisebach, der gestern für eine Stellungnahme nicht zu erreichen war, soll sich dem Vernehmen nach grundsätzlich positiv zum ehemaligen Mannschaftsheim als dauerhafter Spielstätte geäußert haben und auch mit einem Provisorium als Übergangslösung einverstanden sein. Das Provisorium könnte am Ende doch wieder Slesvighus heißen. So hat Bürgermeister Christiansen in seinem Brief an den SSF vorsorglich angefragt, ob gegebenenfalls die Möglichkeit besteht, den Saal der dänischen Minderheit über 2017 hinaus für ein bis zwei Jahre anzumieten – dann für 200  000 Euro pro Saison statt der bisher gezahlten 175  000 Euro.

Schleswiger Nachrichten | Alf Clasen
erstellt am 07.Dez.2015